FREIES MUSEUM BERLIN

Lange Rainer Werner Fassbinder Nacht

 

 

 


Anlässlich des 30. Todestages von Rainer Werner Fassbinder wird das Stück Anarchie in Bayern mit einer neuen Inszenierung vom ehemaligen Fassbinder-Darsteller Hans Hirschmüller (Katzelmacher, Anarchie in Bayern) gezeigt. Das Stück wurde zum ersten Mal 1969 von R.W. Fassbinder inszeniert und in München mit H. Hirschmüller gezeigt. Es wird im Rahmen der langen Fassbinder Nacht am 9. Juni 2012 im Freien Museum Berlin um 21:30 Uhr aufgeführt. 

Eine Spiesseridylle in der tiefsten bayerischen Provinz. Zwischen Almkühen, Kruzifixen und Gartenzwergen lebt eine kleinbürgerliche Familie ihre kleinbürgerliche Existenz. Man ist stolz auf das eigene Auto, seinen Arbeitsplatz und die Einrichtung seiner Wohnung. In dieser Welt sind Träume Schäume. Freie Liebe, Revolution und Anarchie dürfen weder gemacht noch gedacht werden. Da könnte ja jeder kommen! Und dann kommt wer: Eine Horde junger Wilder. Sie kommen und rufen die Sozialistische Anarchie Bayern aus. Sie schaffen das Geld, die Ehe und die Kirche ab, proklamieren die freie Wollust und erklären die Negation aller Zwänge der Spießergesellschaft zum Gesetz der Sozialistischen Anarchie Bayern. Ein ungezügeltes Leben unter dem Vorzeichen einer zwanghaften Zwanglosigkeit breitet sich aus, bis die Huren auf die Barrikaden gehen und die Anarchie in ihren eigenen Widersprüchen versinkt.


In einer revueartig montierten Szenenfolge durchleben die Familie und die jungen Wilden alle Phasen der revolutionären Anarchie. Doch die sozialistische Anarchie scheitert, sie muss scheitern, weil eine zwanghafte Zwanglosigkeit keine Bewusstseinsveränderung schafft. Marx würde sagen: Freunde, euch fehlt der ideologische Überbau, und Adorno würde nickend ergänzen: deshalb muss in der Provinz Ruhe herrschen.